Interview mit Star Trek-Autor David Mack

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Interview mit Star Trek-Autor David Mack

Beitrag von kevin »

kult.ch Interview mit Star Trek-Autor David Mack

Achtung Spoiler

Ob Gene Roddenberry, Schöpfer von “Star Trek”, sich je überlegt hatte, dass sein Werk im Jahr 2014 noch immer Relevanz hat? Star Trek, die Utopie unserer Welt, einer Erde ohne Krieg, ohne Hunger, in der Geld und wirtschaftliche Macht keine Rolle mehr spielt und in der die Menschheit mit dem gemeinsamen Drang nach Forschung und Wissen sich in den Weltraum ausbreitet. Seit 2005 warten Trekkies auf eine neue TV-Serie. Regisseur J.J. Abrams hatte das Franchise mit zwei Blockbustern zwar wiederbelebt, jedoch das bereits bestehende Universum liegt brach, aber wird jedoch in Buchform fortgesetzt. Wir sprachen mit Autor David Mack über Star Trek, über das Leben als Autor, über Hollywood und über Schweizer Schokolade.

KULT: Wie sieht ein normaler Tag im Leben des David Mack aus?

David Mack: Nun, normalerweise schlafe ich bis früh nachmittags und gleite dann langsam in den Tag. Meine erste Priorität ist stets die Dusche, gefolgt von einem Kaffee und etwas zu essen. Als nächstes kümmere ich mich um die üblichen Kleinigkeiten des Lebens wie Rechungen bezahlen, hinter den Katzen aufzuräumen oder den Müll raustragen. Anschliessend verschwende ich einen grossen Teil meiner Zeit mit dem Lesen von News im Internet, dem Surfen auf Facebook und Twitter und dem Versuch etwas Amüsantes in die Social Media Netzwerke zu posten.

Wenn meine Frau von der Arbeit nach Hause kommt, habe ich in der Regel noch nichts Nützliches getan. Wir kochen, essen und waschen ab. Anschliessend mache ich mir einen Drink und setze mich hin um zu schreiben, was ich dann normalerweise noch ein wenig weiter aufschiebe. Etwa um 21:00 oder 22:00 Uhr beginne ich wirklich zu arbeiten und gerate dann oft in panische Raserei, bis ich um 01:00 Uhr meine Arbeit wieder niederlege. Dann schaue ich noch bis etwa 03:00 Uhr morgens TV und gehe ins Bett.

Offen gesagt ist es ein Wunder, dass ich alles irgendwie hinbekomme.

KULT: Die Showtime-Serie Californication zeigt uns, dass Autoren ein Leben voller Action geniessen. Wieviel des Hank Moody-Mythos ist wahr?

David Mack: Das hängt vom Schreiber selbst ab. Für einige trifft diese Aussage sicherlich zu. Für mich eher weniger. Mein Leben ist sehr ruhig und grösstenteils sogar langweilig, jedoch genau so wie ich es mag. Ich schreibe zwar Abenteuergeschichten, möchte diese aber nicht leben. Meistens bin ich glücklich mit meiner Frau zu Hause. Wir mögen es zu kochen und Wein zu trinken. Und einmal im Monat mache ich mit alten Freunden einen Pokerabend.

KULT: Wie wurdest du zum Schreiber?

David Mack: Ich bin ziemlich sicher, dass ich schon als Autor geboren wurde. Es war alles, was ich stets werden wollte. Ich liebte es schon früh Bücher zu lesen. Als ich um die zehn Jahre alt war zeichnete ich Phantasie-Cover der Bücher, die ich einst schreiben würde. Schon damals liebte ich die Idee, meinen Namen auf dem Cover eines Buches zu sehen.

In meinen frühen Teenagerjahren begann ich meine Geschichten diversen Magazinen zukommen zu lassen. Kurz vor meinem 15. Geburtstag habe ich mein erstes Drehbuch an die Produzenten der Kanadischen Serie You Can’t Do That on Television geschickt. Natürlich wurde dieses abgelehnt, jedoch führte mich dies dazu, mich mit der Materie des Drehbuchschreibens zu befassen und dadurch schrieb ich mich einige Jahre später an der NYU Filmschule ein.

Ich verfolgte das freie Drehbuchschreiben für einige Jahre weiter und hatte Mitte der Neunziger Jahre einigermassen Erfolg mit ein paar Stories, welche ich an die Produzenten von Star Trek: Deep Space Nine verkaufen konnte. Meine Arbeit für diese Serie verhalf mir, Kontakte zu den Leuten (Herausgebern) herzustellen, die für die Star Trek Bücher verantwortlich sind, obwohl es danach noch einige Jahre dauerte, bis ich Vorteil aus dieser Connection ziehen konnte.

KULT: Das Star Trek Universum, welches wir kennen und lieben, ist seit 2005 und dem Ende von Star Trek: Enterprise nicht mehr mit neuen Folgen im TV präsent. Fast eine Dekade später warten viele Fans noch immer auf eine neue Serie. Wie siehst du die Chancen, dass in nächster Zeit eine neue Show produziert wird?

David Mack: Ich habe keine Ahnung. Ich hoffe, dass wenn jemand mit der richtigen Idee daherkommt, die Entscheidungsträger die Chance nutzen würden, das Star Trek Universum im TV wiederzubeleben.

KULT: Wenn du entscheiden könntest, wie würde eine neue Star Trek-Serie denn aussehen?

David Mack: Ich wüsste nicht, wo ich anfangen sollte. Mir würde es gefallen, die Serie in Farbe im 16:9 Format zu sehen. Dahinter ist alles offen.

KULT: Meiner Meinung nach sind die beiden neusten Star Trek-Filme von J.J. Abrams grosses Blockbuster Kino, aber nicht mehr. Ich bin irgendwie enttäuscht von diesem neuen Michael Bay-like Franchise. Was ist deine Meinung über Abrams neues Star Trek?

David Mack: Ich denke, die Filme sind optisch die besten Star Trek Filme bisher. Sie haben die Marke Star Trek wiederbelebt und waren spassig anzuschauen. Wie ich in den vergangenen Jahren bereits zu einigen Leuten gesagt habe, haben die neuen Filme keine intellektuellen Stories mehr, sondern emotionale. Klar, die wissenschaftliche und erzählerische Logik darin ist ein wenig verworren, aber beide Filme haben viel Herz, und genau so verbinden sich gute Geschichten mit dem Publikum.

KULT: Deine Bücher wirken sicherer als Fort Knox. Auf Amazon konnte ich kein Buch von dir mit einer schlechteren Bewertung als vier von fünf Sternen finden. Bist du glücklich mit dieser Bilanz?

David Mack: Nun, ich bin nicht unglücklich damit. Ich bin froh, dass so viele Leute meine Arbeit für Star Trek und auch für andere fiktionale Universen, wie zum Beispiel The 4400, Wolverine oder Farscape mögen. Natürlich habe ich lieber gute als schlechte Reviews. Aber vor langer Zeit lernte ich, mich nicht von Kritiken beeinflussen zu lassen. Das ist nämlich ein sehr guter Weg dich selbst komplett verrückt zu machen.

KULT: Von allen Büchern die du bislang geschrieben hast, gibt es da eines mit dem du nicht wirklich zufrieden bist. Eines, bei welchem du zum Beispiel ein anderes Ende hättest nehmen wollen, oder die Geschichte komplett anders aufgleisen wolltest?

David Mack: Nein, gar nicht.

KULT: Welchen Roman bezeichnest du als dein bestes Stück Arbeit?

David Mack: Das ist als würde man ein Elternteil fragen, welches Kind man am liebsten hat. Aber wenn ich ein Werk exemplarisch hervorheben will, dann würde ich sagen, die Star Trek Destiny-Trilogie in der überarbeiteten Omnibus Edition war meine beste Arbeit bisher. Aber natürlich hoffe ich eines Tages ein Werk zu schreiben, das dieses noch toppen wird. Ich werde mich nicht der Selbstzufriedenheit hingeben.

KULT: Kannst du uns kurz zusammenfassen was im Star Trek Universum seit den Geschehnissen in Star Trek Nemesis passiert ist?

David Mack: Das ist als würde man jemanden fragen “Kannst du mir kurz zusammenfassen, was die Nachwirkungen des Zweiten Weltkrieges in Europa sind?“.

Ich kann versuchen ein paar Punkte herauszuheben:

• Die Borg sind in den Föderationsraum eingedrungen, haben vierzig Prozent der Sternenflotte und dutzende Welten zerstört, 63 Milliarden Lebewesen getötet und einige 100 Milliarden vertrieben. Gegen Ende wurden die Borg … nun, nicht geschlagen, aber stellen keine Bedrohung mehr für die Galaxie dar, dank einiger heldenhaften Crews der Sternenflotte.

• Die Föderation baut dutzende von Welten neu auf und siedelt Milliarden von Flüchtlingen um

• Die Sternenflotte ist beschäftigt mit dem Wiederaufbau der Flotte und des Personals, welches durch die Borg Invasion verloren ging.

• Einige Mächte im Alpha- und Beta-Quadrant haben sich zum Typhon Pakt zusammengeschlossen, einer wirtschaftlichen und militärischen Allianz als Kontrapunkt zur Föderation.

• Einige Charaktere, die vor der Borg Invasion starben, leben wieder. Einige, die den Krieg gegen die Borg überlebt haben, sterben danach. Das Leben ist seltsam und unfair zugleich.

• Die Föderations-Präsidentin überlebt knapp einen Mordversuch, nur um einige Monate später unerwartet doch noch ermordet zu werden.

• Ein Skandal erschüttert das Büro des Föderationspräsidenten. Dieser wurde jedoch dank eines heldenhaften Einsatzes der Sternenflotte aufgeklärt – und dank eines mutigen Aktes der Karriere-Selbstzerstörung von Doktor Julian Bashir.

KULT: Lass uns über deine Buchserien reden. Star Trek Vanguard war ein grosser Erfolg. Wie wurde diese Saga entwickelt?

David Mack: Nun, Vanguard war zumindest von den Kritiken her ein Erfolg und die Leser, die die Saga genossen haben, waren sehr leidenschaftlich diesbezüglich. Obwohl ich mitbekommen habe, dass Vanguard in Deutschland ziemlich gut verkauft wurde, sind die Verkaufszahlen allgemein von nur mässig. Sie stehen in keinem Vergleich zu den Absätzen von Destiny- oder der Cold Equations-Trilogie.

Die Entwicklung der Serie begann 2004, zusammen mit Editor Marco Palmieri, der damals als Senior Editor bei Pocket Books für die Star Trek Stories verantwortlich war. Er wollte eine neue Serie erschaffen, die in der Zeit der ersten Star Trek-Serie spielt. Jedoch wollte er neue Charaktere und neue Situationen kreieren.

Ein Teil von Marcos Vision für Vanguard war, zu zeigen, wie Geschehnisse in der TV-Serie die Leben der Menschen an anderen Orten der Galaxie beeinflussten. Er wollte die neue Serie auf einer grossen Sternenbasis spielen lassen und dazu einen Mix aus Charakteren, verglichen mit denen, die wir sonst von Star Trek gewohnt sind. Anstelle des Captains, des Ersten Offiziers oder des Arztes wollte er eine Mischung von Charakteren in weniger üblichen Positionen, ebenso einige Zivilisten. Als er mich bat die „Serien-Bibel“ und das erste Buch zu schreiben, hatte er bereits einige Figuren im Kopf: Commodore Diego Reyes, Botschafter Jetanien und Doktor Fisher. Darüber hinaus wusste er, dass er einen zivilen Journalisten, einen Sternenflotten JAG Offizier, einen Geheimagenten der Sternenflotte, einen liebenswerten Schurken und eine Unterweltfigur wollte.

Mein Job war es, die Profile dieser Figuren zum Leben zu erwecken, die interpersonellen Dynamiken auszuarbeiten, mir die Namen und das Mysterium, welches den Kern der Serie ausmacht, auszudenken, die grossen Storybögen einfallen zu lassen und dann das erste Buch zu schreiben. Alles davon gelang mir.

Eine weitere von Marcos Ideen war es, Vanguard zu einer Multi-Autoren Serie zu machen, wie er es schon für die geschriebene achte Staffel von Star Trek: Deep Space Nine getan hat. Weil ich mich aber dazu bereit erklärte eines der DS9-Werke zu schreiben, hatte ich keine Zeit am zweiten Vanguard-Roman zu arbeiten. Daher hatte ich als Geschenk an meine Freunde und Star Trek: S.C.E.-Veteranen Dayton Ward und Kevin Dilmore bestimmte Story-Elemente und Charaktere ausgedacht, mit welchen die beiden die logische Wahl als Autoren für den zweiten Teil der Vanguard-Serie Rufe den Donner waren. Danach war ich so erpicht darauf, auf den Ideen die Dayton und Kevin aufzubauen, dass ich darum bat, Buch drei (Ernte den Sturm) zu schreiben. Und Marco war damit einverstanden.

Marco mochte die einmalige Dynamik von wechselnden Autoren einer Buchserie, vor allem da ich, Dayton und Kevin ein so gutes Verhältnis zueinander hatten und wir alle die klassische Star Trek-Ära sehr mögen. So bekamen wir quasi unseren eigenen Star Trek-Sandkasten. Dayton, Kevin und ich hatten extrem viel Spass im Team zu arbeiten, so dass wir nach Ende von Vanguard bereits über neue Projekte nachgedacht haben, welche wir zusammen angehen könnten. Dies brachte uns auf die Idee zum Sequel von Vangard, Star Trek: Seekers.

KULT: In Star Trek Destiny hast du die Borg zurückgebracht, welche die Party so ziemlich vermiesten. War es deine Idee, eine Lösung für die fast unendliche Borg Story zu finden?

David Mack: Es war meine Idee. Ich diskutierte mit meiner Redaktion verschiedene Ideen für die Trilogie, bis ich auf die Idee kam, das A und O der Borg-Story zu erzählen. Da damals diverse zusammenhängende Borg Stories veröffentlicht wurden, entschloss ich mich, an diese erneute Borg-Bedrohung anzuknüpfen. Ich erwähnte dies während eines Meetings mit meiner Redaktion und verwies darauf, dass die Story auf eine Katastrophe herauslaufen müsse. Zu diesem Zeitpunkt wurde dieser 800-Pfund Gorilla bereits aus dem Käfig gelassen und es wurde Zeit, ihn ein für alle Mal loszuwerden. Die Vorstellung eines alles-oder-nichts-Kampfes gegen die Borg und ebenso eine Lösung im Sinne der Ideale von Star Trek zu finden, war komplett mein Werk.

KULT: Nach der Destiny-Trilogie folgt die Miniserie Typhon Pact, für die du ein Buch (Zero Sum Game) geschrieben hast. Warst du nicht daran interessiert noch einen weiteren Roman dafür zu verfassen?

David Mack: Mein Interesse war leider kein entscheidender Faktor. Es war ein Fall von Terminplanung und redaktioneller Wahl. Die Redaktion wollte, dass die Serie ebenfalls eine Multi-Autoren-Reihe wird, die kreative Ideen und Betrachtungsweisen beinhaltet. Zudem war ich bereits mit anderen Projekten beschäftigt.

KULT: Was sind deine kommenden Werke? Kannst du uns eine kurze Vorschau geben?

David Mack: Gerne starte ich bei meinen erst kürzlich erschienenen Werken. Die Cold Equations-Trilogie, in den Hauptrollen die Charaktere aus Next Generation, handelt von der Reinkarnation von Data und was diese für ihn und andere künstliche Lebensformen bedeutet. In meinem Roman A Ceremony of Losses, dem dritten Buch der Miniserie The Fall, folge ich direkt den Geschehnissen in Zero Sum Game und löse das lange in der Luft hängende Problem mit der Andorianischen Zeugungsunfähigkeit aus den Star Trek: Deep Space Nine-Romanen.

Mein neuestes Werk, Star Trek: Seekers #1 – Second Nature, ist seit dem 22. Juli 2014 in den USA im Handel erhältlich und ist der Startschuss für eine neue Star Trek-Buchreihe. Dies ist Teil eins einer zweiteiligen Eröffnungsgeschichte, deren Ende im August mit Star Trek: Seekers #2 – Point of Divergence, geschrieben von Dayton Ward und Kevin Dilmore, erscheinen wird. Die kommenden Teile der Serie stellen Einzelgeschichten dar. Die Idee hinter diesem Sequel zu Star Trek Vanguard ist, auf die klassischen Themen, Staunen und Spass – ein Ethos, welches von Rob Caswell’s Cover Designs inspiriert wurde, welche er als Hommage an die Cover der klassischen James Blish Romane entwickelte, zurück zu führen.

In Oktober erscheint in den USA mein neuer Section 31-Roman Disavowed. Die Hauptrolle in diesem Buch spielt Doktor Julian Bashir und ist die direkte Fortsetzung zur Story von Zero Sum Game und A Ceremony of Losses.

Momentan schreibe ich an einem neuen Werk, basierend auf einer TV-Serie, aber ich habe leider noch nicht die Erlaubnis in der Öffentlichkeit darüber zu reden. Sagen wir so, es war immer mein Ziel an diesem Projekt zu arbeiten und bin darüber sehr begeistert.

Irgendwann in diesen Herbst erscheint mein Kurzroman Hell Rode With Her, der in der neuen Sammlung Apollo’s Daughters veröffentlicht wird, eine Sammlung von Geschichten mit starken Frauen in den Hauptrollen, die jedoch alle von Männern geschrieben wurden. Diese Sammlung ist ein Partnerband zu Athena’s Daughters, einer Sammlung ähnlicher Geschichten, geschrieben von Frauen. Meine Story ist ein Begleitwerk zu The Midnight Front, meiner neuen eigenen Geschichte, welche mein Agent unter die Leute zu bringen versucht, jedoch bislang noch kein geeignetes Heim gefunden hat.

KULT: Wie weit in die Zukunft planst du deine Werke? Hast du bereits Ideen für Geschichten die du, sagen wir, in drei Jahren schreiben wirst?

David Mack: Nein, nicht so weit voraus. Es kommt darauf an, wie viel Vertragsarbeit anliegt. Im Februar 2013 habe ich einen Vertrag über vier Bücher aushandeln können. Das letzte muss ich im September 2015 abliefern, also zweieinhalb Jahre nach Vertragsaushandlung. Aber dies ist normalerweise nicht der Fall, denn gerne baue ich Lücken in diese Terminpläne, um auch noch Zeit für andere Projekte zu haben.

Momentan habe ich drei Bücher in Planung. Eines muss ich diesen September abgeben, das nächste Mitte Dezember und das letzte im September 2015. Ich hoffe zudem, dass meine eigene Story von einem grossen Verleger gut aufgenommen wird, so rechne ich mit einigen zusätzlichen Monaten, welche ich für meine eigene Story aufwenden will. Das heisst, bis jetzt habe ich nur die nächsten siebzehn Monate verplant. Aber das kann sich noch ändern.

KULT: Wie lange dauert es, bis ein Buch fertig geschrieben und im Laden steht, von der ersten Idee bis zur letzten Seite?

David Mack: Wie bei allen Fragen bezüglich Verlagswesen lautet die Antwort “es kommt darauf an”. Bücher zu TV-Serien haben einen engeren Zeitplan als eine unabhängige Novelle. Und sogar einige von denen müssen schneller erscheinen als andere. Mein nächster Seeker-Roman benötigte einige Wochen Handlungsplanung, aber diese Phase konnte ich früh beenden, um bereits ein anderes Projekt zu terminieren. Das Manuskript wird in etwa zehn Wochen geschrieben. Und von dem Tag, an dem ich das Manuskript einreiche, dauert es etwa acht weitere Monate, bis das Buch in den Regalen steht. Das ist der Standard.

Wie auch immer, der Roman an dem ich momentan arbeite muss schneller geschrieben werden als geplant. Ich wurde dafür im Mai angefragt und schon Ende des Monats hatte ich eine Offerte des Redakteurs vorliegen, welche mein Agent in meinem Namen akzeptiert hat. Ich erarbeitete einige Storyentwürfe in der Länge von einer Seite und schickte diese an den Redakteur, der eine ausgesucht hat, welche ich dann entwickeln durfte. Am 10. Juni habe ich einen 25-seitigen Entwurf eingereicht und bekam grünes Licht um weiterzufahren, obwohl wir immer noch auf Bescheid des Lizenzgebers warten.

Zudem arbeite ich noch an einem Manuskript, welches ich am 15. September einreichen muss. Voraussichtlich wird dieses Buch irgendwann nächsten Sommer veröffentlicht.

Zum Vergleich, ein eigenes Roman-Manuskript kann teilweise bis zu 18 Monate oder noch länger, nachdem der Autor das Manuskript eingereicht hat, zwischen Lektorat und Veröffentlichung in der Schwebe sein. Im Gegensatz zu Büchern zu Serien, welche bereits früh an enge Zeitpläne gebunden sind, nehmen sich die Verleger für Romane mehr Zeit, um das richtige Datum zu finden, ihn zu veröffentlichen und die entsprechende Promotion zu organisieren.

KULT: In den 90ern hast du als Mitautor für die Episoden “Starship Down” und “It’s only a Paper Moon” der TV-Serie Star Trek: Deep Space Nine mitgearbeitet. Ich las irgendwo, dass du auch noch andere Stories für Star Trek eingereicht hast. Kannst du uns etwas darüber erzählen?

David Mack: Gemeinsam mit meinem damaligen Kollegen John Ordover schrieb ich ein Drehbuch für Star Trek Voyager, welches jedoch nie produziert worden ist. Wir haben die Story “Sickbay” (dt. “Krankenstation”) genannt, die Produzenten haben die Story jedoch in “Untitled Kes” umbenannt. Die Voraussetzung war eine sogenannte “Bottle Show”. Das heisst, nur die Standardsets der Show und nur minimale visuelle Effekte durften benutzt werden. Für TV-Serien ist dies ein Weg Geld für Episoden zu sparen, die ein grösseres Budget benötigen.

Unsere Idee war es, dass das Schiff angegriffen wird und wir die ganze Geschichte durch die Augen des Doktors und Kes erleben, welche die verletzten Crewmitglieder verarzten. Verschiedene Leute bringen Neuigkeiten zur Schlacht und der Doktor lernt Kes die Notfall- und Auswahlprozeduren. Dann jedoch kommt Neelix, verwundet nach einer heldenhaften Aktion, als Patient in die Krankenstation und während der Doktor und Kes am operieren sind, fällt das Holoprogramm des Doktors durch einen weiteren Angriff aus. Ein verletzter Harry Kim startet das Programm des Doktors neu, jedoch war er nur in der Lage die Stimme des Doktors zu reaktivieren. So muss Kes durch stimmliche Anweisungen selbst eine Notoperation an Neelix vornehmen.

Die Folge war als Anlehnung an eine klassische Episode von M*A*S*H gedacht und wir rechneten damit, dass dies eines der Highlights der zweiten Staffel von Star Trek Voyager sein würde. Jedoch, aus Gründen, die wir nie verstehen werden, änderten die Produzenten ihre Meinung und Story wurde, nachdem sie bereits gekauft hatten, schlussendlich doch nicht produziert.

KULT: Es ist ziemlich offensichtlich, dass du ein grosser Fan von TV-Serien wie Alias und dem neuen Battlestar Galactica bist. Gibt es noch andere TV-Serien, welche dich und deine Arbeit inspirieren?

David Mack: Ehrlich gesagt habe ich nie mehr als ein paar Minuten von Alias gesehen und war nie ein Fan dieser Serie. Jedoch gehört das Remake von Battlestar Galactica zu meinen absoluten Favoriten.

Es gibt einige TV-Serien, die meine Arbeit in den vergangenen fünfzehn Jahren beinflusst haben, beispielsweise 24, The Wire, Fringe, The X-Files, Buffy the Vampire Slayer, Fascape, Leverage, Game of Thrones, MI-6, Foyle’s War und Lost.

KULT: Du hast seit den 90ern nicht mehr fürs Fernsehen geschrieben. Gibt es Pläne für eine Rückkehr zum Drehbuchschreiben?

David Mack: Wenn kein Wunder passiert, nicht. Ich liebe es, Drehbücher zu schreiben und auch noch Geld dafür zu bekommen, aber ich lebe in New York. Und die einfache Wahrheit ist, dass Autoren, die ernsthaft für die US-Film- und Serienlandschaft arbeiten wollen, in Los Angeles wohnhaft sein müssen. Und ich bin glücklicher in New York.

KULT: Die Schweiz ist bekannt für Käse, Schokolade und Neutralität. Aber es gab noch nie einen Schweizer Charakter in Star Trek, weder in den Episoden, noch in den Filmen, Spielen oder Büchern. Wie viel Schweizer Schokolade muss ich dir schicken um mir einen Kurzauftritt in einem deiner Bücher zu verschaffen?

David Mack: Ich kann nicht sagen, dass Schweizer Schokolade mich wahnsinnig reizt. Aber falls du mir einen meiner bevorzugten Single-Malt Scotches schicken willst (The Balvenie, Glenmorangie, The Macallan, Oban), lass es mich wissen.
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Frank
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Re: Interview mit Star Trek-Autor David Mack

Beitrag von Frank »

Ich freue mich über diese übersetzten Interviews und lese sie immer sehr gerne.
Davon gibt es für den deutschsprachigen Leser leider viel zu wenig.

Dem Fragesteller ist übrigens zum Schluss ein kleiner Fehler unterlaufen.
Natürlich gibt es (mindestens) einen Charakter aus der Schweiz:
Johanna Metzger aus der Destiny-Trilogie ... von David Mack. :roll: ;)
Siehe hier.

Gruß, Frank
Johnny

Re: Interview mit Star Trek-Autor David Mack

Beitrag von Johnny »

Nett, sympathisch, lustig, aber hiermit ist zum 24./25. Jahrhundert im Star Trek-Buch-Universum von meiner Seite nun wirklich alles gesagt und somit endgültig abgehakt:
kevin hat geschrieben:KULT: Kannst du uns kurz zusammenfassen was im Star Trek Universum seit den Geschehnissen in Star Trek Nemesis passiert ist?

David Mack: Das ist als würde man jemanden fragen “Kannst du mir kurz zusammenfassen, was die Nachwirkungen des Zweiten Weltkrieges in Europa sind?“.

Ich kann versuchen ein paar Punkte herauszuheben:

• Die Borg sind in den Föderationsraum eingedrungen, haben vierzig Prozent der Sternenflotte und dutzende Welten zerstört, 63 Milliarden Lebewesen getötet und einige 100 Milliarden vertrieben. Gegen Ende wurden die Borg … nun, nicht geschlagen, aber stellen keine Bedrohung mehr für die Galaxie dar, dank einiger heldenhaften Crews der Sternenflotte.

• Die Föderation baut dutzende von Welten neu auf und siedelt Milliarden von Flüchtlingen um.

• Die Sternenflotte ist beschäftigt mit dem Wiederaufbau der Flotte und des Personals, welches durch die Borg Invasion verloren ging.

• Einige Mächte im Alpha- und Beta-Quadrant haben sich zum Typhon Pakt zusammengeschlossen, einer wirtschaftlichen und militärischen Allianz als Kontrapunkt zur Föderation.

• Einige Charaktere, die vor der Borg Invasion starben, leben wieder. Einige, die den Krieg gegen die Borg überlebt haben, sterben danach. Das Leben ist seltsam und unfair zugleich.

• Die Föderations-Präsidentin überlebt knapp einen Mordversuch, nur um einige Monate später unerwartet doch noch ermordet zu werden.

• Ein Skandal erschüttert das Büro des Föderationspräsidenten. Dieser wurde jedoch dank eines heldenhaften Einsatzes der Sternenflotte aufgeklärt – und dank eines mutigen Aktes der Karriere-Selbstzerstörung von Doktor Julian Bashir.
Ausgenommen Star Trek Corps of Engineers... vielleicht.
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kevin
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Re: Interview mit Star Trek-Autor David Mack

Beitrag von kevin »

Frank hat geschrieben:Natürlich gibt es (mindestens) einen Charakter aus der Schweiz:
Johanna Metzger aus der Destiny-Trilogie ... von David Mack. :roll: ;)
Siehe hier.
Ach stimmt ja. Johanna Metzger habe ich total vergessen :rommie:
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Frank
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Re: Interview mit Star Trek-Autor David Mack

Beitrag von Frank »

kevin hat geschrieben: Ach stimmt ja. Johanna Metzger habe ich total vergessen :rommie:
:o :?:
Klingt ja fast so als hättest du das Interview mit David Mack geführt.

Gruß, Frank
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Re: Interview mit Star Trek-Autor David Mack

Beitrag von kevin »

hahaha das wäre so toll gewesen, ganz ehrlich :rommie:
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Re: Interview mit Star Trek-Autor David Mack

Beitrag von dompathug »

Okay, das ist jetzt gerade sehr lustig. Denn das besagte Interview weiter oben habe ich mit David Mack für das KULT-Magazin geführt :)
Frank hat geschrieben:Ich freue mich über diese übersetzten Interviews und lese sie immer sehr gerne.
Davon gibt es für den deutschsprachigen Leser leider viel zu wenig.

Dem Fragesteller ist übrigens zum Schluss ein kleiner Fehler unterlaufen.
Natürlich gibt es (mindestens) einen Charakter aus der Schweiz:
Johanna Metzger aus der Destiny-Trilogie ... von David Mack. :roll: ;)
Siehe hier.

Gruß, Frank
Ehm.. Mist... :mrgreen:
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Re: Interview mit Star Trek-Autor David Mack

Beitrag von Frank »

Shit happens ... ;)

Dann kann ich mich jetzt ja bei dir persönlich für das Interview bedanken. :bolian1:

Gruß, Frank
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kevin
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Re: Interview mit Star Trek-Autor David Mack

Beitrag von kevin »

Stimmt da mache ich mit. Herzlichen Dank für das tolle Interview. War wirklich sehr informativ und macht gleich wieder Lust weiter zu Lesen bei einem Star Trek Roman.
dompathug
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Re: Interview mit Star Trek-Autor David Mack

Beitrag von dompathug »

Danke für die Blumen. David Mack machte mir das Interview aber auch sehr leicht. Seine Antworten hauten mich regelrecht um. Aber die Übersetzungsarbeit hat mich beinahe in dem Wahnsinn getrieben. :)
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